Das Spiel ist für zwei Spieler und einen spielleitenden "Rufer". Die Spieler spielen eine freie Szene, solange bis der "Rufer" sagt: "Neue Wahl". Der Spieler, der zuletzt etwas gesagt hat, muss seinen letzten Satz durch einen neuen Satz ersetzen. Die zuletzt gesagten Worte haben keine Bedeutung mehr und werden als nicht existent behandelt und werden komplett aus dem Gedächnis der Szene gestrichen.

Ein kleines Beispiel:

  • Hans: Guten Tag, wie geht es dir?
  • Peter: Ganz gut, ich habe einen neuen Job.
  • Rufer: Neue Wahl!
  • Peter: Schlecht, seit drei Tagen Kopfschmerzen.
  • Rufer: Neue Wahl!
  • Peter: Ausgezeichnet. Ich habe gleich ein Date.
  • Rufer: Neue Wahl!
  • Peter: Mein Hund ist tot.
  • Rufer: Neue Wahl!
  • Peter: Gut, ich bin auf den Weg in den Urlaub.
  • Hans: Wohin geht es denn?
  • Peter: Nach Italien.
  • Rufer: Neue Wahl!
  • Peter: Nach Alaska.
  • Rufer: Neue Wahl!
  • Peter: Nach Schweden.
  • Rufer: Neue Wahl!
  • Peter: Ins Schweigekloster.
  • Hans: Oh. Warum das denn?
  • Peter: Weil ich Burn-Out habe.
  • Rufer: Neue Wahl!
  • Peter: Weil ich zum Christentum konvertiert bin.
usw.

Gute Spieler schaffen es die Geschichte voranzutreiben, Anfänger produzieren oft nur Trivialitäten und erfüllen zwar die Regel und wählen eine neue Aktion, eine neue Antwort, bringen aber nicht die Szene voran.

Peter wendet in dem Beispiel zwei Strategien an. Zum einen nennt er einfach das Gegenteil des vorher Gesagten (Ganz gut, .../ Schlecht ...), zum anderen wiederholt er einfach den Anfang des ersten Satzes nochmal und ersetzt nur das Ende durch ein neues Wort. Das kann man machen und es ist nichts Verwerfliches dabei, allerdings verliert man so die Möglichkeit etwas wirklich Neues und Überraschendes in die Szene einzubringen (nach Italien / nach Alaska / nach Schweden).

Oft setzen sich die Spieler dem Druck aus etwas Intelligentes oder Originelles sagen zu müssen. Das ist aber gar nicht nötig. Die Aufgabe des Rufers ist es auch, die Dinge, die wirklich unsinnig sind, auszusortieren und "Neue Wahl" zu rufen, bis etwas erscheint, mit dem man gut arbeiten kann.

Das Spiel sieht auf den ersten Blick sehr einfach aus, aber jeder weiß, dass es nach einer bestimmten Anzahl von neuen Wahlen schwierig wird, Alternativen anzubieten. Die Aufgabe des Rufers ist es auch, den Spieler an seine Grenzen zu bringen.

Das Publikum möchte sehen, dass der Spieler schwitzt und an seine Grenzen gehen muss. Aber es möchte auch niemanden leiden sehen. Ungeübte Spieler sollten also auch nicht allzusehr geröstet werden, denn die Zuschauer wollen niemanden sehen, der sich auf der Bühne unwohl fühlt.

Ein guter "Rufer" weiß daher, wie weit er gehen kann und weit er aber auch gehen sollte.

Oft hört man Dialoge wie diesen:

  • Peter: "Ich hätte gerne drei Brötchen."
  • Rufer: "Neue Wahl!"
  • Peter: "Ich hätte gerne eine Luftpumpe."
  • Rufer: "Neue Wahl!"
  • Peter: "Ich hätte gerne ein Ballkleid."
  • Hans: "Welche Größe haben Sie denn?"

Der Rufer bricht hier viel zu früh ab. Der Spieler hat einfach immer nur das letzte Wort ersetzt und nicht wirklich unterschiedliche Angebote gemacht. Gute Spieler können die ersten Wahlen quasi reflexartig anbieten. So ist zwar die Regel des Spieles erfüllt, aber weder der Spieler hat für sich das Beste herausgeholt (sich selbst zu überraschen), noch hat das Publikum seinen Spaß, da das Spiel nur routiniert heruntergespielt wird. Im obigen Beispiel hätte der "Rufer" noch einige Male mehr unterbrechen können.

Die Spieler sollten auch darauf achten, dass sie dem Rufer genug Gelegenheiten zum Unterbrechen bieten. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Spieler in eine Unterhaltung verfallen, über sich reden, keine Pausen lassen.

Es sollten genug Pausen angeboten werden (diese können sehr kurz sein, aber sie sollten da sein).

Wie bei jeder Szene ist es hilfreich, dem "Rufer" Aktionen anzubieten. Eine neue Wahl muss sich nicht nur auf gesprochenes Wort beziehen. Der Rufer kann auch bitten eine Aktion auf eine andere Art und Weise auszuführen. Beispiel: Betritt ein Spieler einen Raum und öffnet eine imaginäre Zimmertür durch das Herabdrücken einer Klinke, so kann der "Rufer" sagen:

  • R: "Komm anders rein!".
  • Der Spieler öffnet die Tür nun ganz, ganz vorsichtig.
  • R: "Neue Wahl"
  • Der Spieler geht durch eine Schwingtür.
  • R: "Neue Wahl"
  • Der Spieler tritt die Tür mit dem Fuss auf mit gezogener Waffe in der Hand.
  • R: "Neue Wahl"
  • Der Spieler öffnet die Tür mit einer Fernbedienung.

Das Spiel ist auch gut als Übung geeignet, um Angebote machen zu trainieren.

Siehe auch: Neue Wahl - Basisinformationen

Filmbeispiele

Improv Switch Game LIVE on stage performed by the members of Eight is NEVER Enough Comedy Troupe . Featuring Paul DeGroccol, Spero Chumas, Walt Frasier, Amelia Fowler. (mit Eight is NEVER Enough , 2011-10-31, Standard-YouTube-Lizenz)
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last update: 2019-11-11
by Guido Boyke
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