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Grundsätzliches

Improvisierte Spiele, Lieder oder Szenen können dann einen besonderen Reiz und eine besondere Wirkung haben, wenn sich das Gesprochene oder Gesungene reimt.

Reim bedeutet, dass sich Wörter mit ähnlichem Klang verbinden. Oder, im engeren Sinne: Reimen heißt Gleichklang eines betonten Vokals und der ihm folgenden Laute bei verschiedenem Anlaut. Beispiel: Maus - Haus.

In der Regel wird der Text (das Lied) in Versform vorgetragen. Für das Improtheater am Besten geeignet ist der sog. Endreim, hier stehen die sich reimenden Worte am Ende der Zeile:

"Als ich auf die Feier ging,
trug ich meines Vaters Ring."

Denkbar ist auch der Reim innerhalb einer Verszeile:

"Er lachte als es krachte."

Unterscheiden kann man ferner den reinen Reim und den unreinen Reim. Beim reinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge der Reimsilben genau überein (siehe Beispiele oben).

Beim unreinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge der Reimsilben annähernd überein, Abweichungen treten in Klangfärbung und Betonung auf:

„Wenn ich stöh’n
muss sie geh’n."

Unrein ist auch ein Reim, wenn nur die Vokale übereinstimmen:

"An so manchen Tagen,
Biere mich erlaben."

Reimfolge

Folgene Reimfolgen sind für das Improtheater praktikabel:

Form: AABB CCDD usw. (Paarreim)

"Bin die Lisa aus der Stadt, [A]
Die dir was zu sagen hat: [A]
Will mich heut’ zwar nicht beklagen, [B]
Matt bin ich, dass muss ich sagen." [B]

Form: ABAB CDCD usw. (Kreuzreim, auch Wechselreim)

"Bin die Lisa aus der Stadt, [A]
Muss dir ehrlich jetzt was sagen: [B]
Fühle mich zwar ziemlich matt, [A]
Will mich gleichwohl nicht beklagen." [B]

Form: ABBA CDDC usw. (umarmender Reim, auch: umfassender Reim oder Blockreim)

"Bin die Lisa aus der Stadt, [A]
Muss dir ehrlich jetzt was sagen, [B]
Will mich heut’ zwar nicht beklagen, [B]
fühle mich jetzt ziemlich matt." [A]

Form ABCB DEFE usw.

Diese Form des Reimes ist besonders gut für das Improtheaterspielen geeignet, weil man sich in den Zeilen B und C stärker auf den Inhalt, die Entwicklung der Geschichten konzentrieren kann und erst in der vierten Zeile auf den Reim achten muss. Gut auch geeignet für im Reimen weniger geübte Spieler:

"Bin die Lisa aus der Stadt, [A]
Muss dir ehrlich jetzt was sagen, [B]
Fühle mich doch sehr ermattet, [C]
Will mich gleichwohl nicht beklagen." [B]

Versmaß

Versmaß ist eine bestimmte Abfolge von Hebungen und Senkungen, die den Vers oder die Strophe rhythmisch strukturieren. Statt Hebung kann man auch „betont“, statt Senkung entsprechend „unbetont“ sagen. Insbesondere durch die Betonung einzelner Silben entsteht der gewünschte Rhythmus, der beim Zuhörer einen angenehmen, harmonischen Eindruck erweckt. Die Betonung entsteht meist durch die leicht erhöhte Lautstärke der Stimme. Die Möglichkeiten, das Versmaß zu gestalten, sind vielfältig, das Thema ist kompliziert, darüber wurden schon Bücher geschrieben! Für das Improvisieren reicht es aus zu wissen, dass man versuchen(!) kann, einen gewissen Rhythmus anzustreben. Faustregel: Die Zahl der Silben und ihre jeweilige Betonung in den beiden sich reimenden Zeilen sollte gleich sein:

Beispiel:

Wenn mir MAL das Bier nicht SCHMECKT,
trinke ICH ein Gläschen SEKT.

Es sind je Zeile 7 Silben, die in Großbuchstaben geschriebenen Silben (3., insbesondere 7.) sind jeweils leicht betont, es klingt rhythmisch.

Gegenbeispiel: Es reimt sich zwar, aber es klingt holprig, weil in der zweiten Zeile eine Silbe fehlt, somit der Rhythmus der ersten Zeile nicht beibehalten wird:

Wenn mir mal das Bier nicht schmeckt,
trinke ich ein Glas Sekt.

Tipps

  • Zur Vorbereitung ist es hilfreich, klassische Gedichte zu lesen, um ein Gefühl für das Reimen, insbesondere für das Versmaß zu bekommen - Z.B. hier http://www.handmann.phantasus.de/gedichte.html
  • Nicht nur bei den Proben, sondern auch im Alltag versuchen, in Gedichtform zu reden, allerdings sollte man die Leute vorwarnen, sonst könnte das Befremden groß sein ;-)
  • Die obigen Regeln gelten grundsätzlich auch für das Reimen beim Singen. Allerdings ist umstritten, ob sich das Gesungene grundsätzlich reimen muss.
  • Reimen ist grundsätzlich ein Gag, das heißt, bei wahrhaftigen (ernsten) Szenen und Gesängen passt Reimen in der Regel nicht (Ausnahme: Es wird - ohne Parodie - im Stile eines klassischen Theaterstücks gespielt, etwa im Stile von Shakespeare).
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last update: 2023-02-16
by Klaus
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