Genres klassifizieren Werke nach inhaltlichen oder formalen Gemeinsamkeiten. Beim Improtheater werden werden meist Film-, Fernseh-, Theater-, Musik- oder Literaturgenres gespielt. Während im wissenschaftlichen Sprachgebrauch zwischen Genres, Sub-Genres und Stilrichtungen differenziert wird, ist diese Unterscheidung im Improtheater unüblich.

Es gibt kein allgemein akzeptiertes verbindliches Genresystem. Genres werden laufend neu erfunden oder umdefiniert. Für Impro eignen sich Genres, die dem ganzen Publikum vertraut sind. Das Publikum freut sich, wenn es vertraute Klischees wiedererkennt. Gute Improschauspieler kennen die Klischees der jeweiligen Genres und können sie auf der Bühne deutlich bedienen. Für Genrespielformen ist es oft hilfreich, die genretypischen Merkmale etwas zu überzeichnen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Genres sind durch ihre jeweiligen Gemeinsamkeiten gekennzeichnet, zum Beispiel:

  • Ausgiebig gezeigte Szenen: Ein Actionfilm zeigt individuelle Kampfszenen, ein Kriegsfilm militärische Schlachten, ein Horrorfilm grausame Zerstückelungen, ein Porno sexuelle Handlungen, eine Romanze romantische Begegnungen, ein Tierfilm Tiere, ein Teleshopsender Verkaufsgegenstände, eine Arztserie Arzt-Patienten-Gespräche, eine Gerichtsshow Gerichtsverhandlungen, ein Kung-Fu-Film Kampfkunst, ein Weltraumepos Raumschiffe, ein Fantasy-Film Fantasie-Welten, …
  • Handlungsziel: Beim Krimi wird ein Verbrechen begangen und/oder aufgeklärt, bei Romanzen und Bollywoodfilmen findet ein Paar zueinander, bei Heimatfilmen und Ärzteserien wird eine heile Welt (wieder)hergestellt.
  • Geographischer Ort: Ein Western spielt im mittleren Westen der USA, ein Eastern in Ostasien, ein Bollywoodfilm in Indien.
  • Zeitpunkt: Ein typischer Western spielt um 1880, ein Stummfilm um 1920, ein Film Noir um 1940, ein Science Fiction in der Zukunft, Nachrichten am heutigen Tag. Bei anderen Genres wird der Zeitpunkt verschleiert, um die Geschichte zeitlos wirken zu lassen.
  • Beruf der Hauptfiguren: In Arztserien gibt's fast immer Ärzte und/oder Krankenschwestern, in Kriminalfilmen Polizisten und/oder Detektive, in Gerichtssendungen Richter, in Kriegsfilmen Offiziere, in Western einen Sheriff, bei Dokus und Nachrichtensendungen Reporter, …
  • Charaktere: Der klassische Filmdetektiv (Philip Marlowe) ist ein wortkarger Einzelgänger; der gute Westernheld ist meist etwas zu nett, der böse Westernheld dafür besonders gierig und fies; im Horrorfilm geschieht das Grauen dem naiv-unschuldigen Mädchen von nebenan; bei Liebesfilmen gibt's neben dem zukünftigen Paar immer jemanden, der die Beziehung verhindern will.
  • Zentraler Konflikt: Bei vielen Genres steht ein elementarer Konflikt im Mittelpunkt, der im Laufe der Geschichte zugespitzt und am dramatischen Höhepunkt gelöst wird. Bei Krimis dreht sich alles um die Frage "Wird der Täter zur Rechenschaft gezogen?", bei Liebesgeschichten "finden die Liebenden zueinander?", im Kriegsfilm "welche Seite gewinnt?", bei Arztserien "wird der Patient überleben?", im Western "wem gehört die Stadt?", Für Genres wie Doku, Porno, Nachrichten, usw. sind Konflikte dagegen nebensächlich.
  • Weltsicht und Stimmung: In Romanzen kann es nie genug Liebe geben, alles wird gut, wenn sich die Menschen nur richtig lieben; Krimis gehen davon aus, dass es Recht und Ordnung gibt, auch wenn sich die Handelnden mutig, frech oder zynisch darüber hinwegsetzen; in Actionfilmen geht es um das Recht des Stärkeren, das mit Gewalt, List und Tücke durchgesetzt werden muss, sie feiern den (männlichen) Krieger und Kämpfer; Arzt/Gerichtsserien vertrauen auf die moralische Weisheit des Arztes/Richters; Horrorfilme wittern Gefahr hinter der alltäglichen Fassade, es ist die Angst des Paraonikers, der tatsächlich verfolgt wird; …
  • Erzähltechnik: Bei Musical, Oper und Bollywood ist der Erzählfluss linear, in zahlreichen Musiknummern besingen die Figuren ihre Gefühle; im Western steuert die Handlung auf den großen Showdown zu ("12 Uhr Mittags"); in Krimis sind Vor- und Rückblenden üblich; …

Um Genres auf der Bühne zu etablieren, kann man sich am einfachsten auf vertraute Klischees aus Film und Fernsehen beziehen:

  • Nichtgeographischer Ort: Typische Szenen spielen bei einem Western oft in Saloons oder auf der weiten Prärie, bei Science Fiction im Raumschiff, bei Horrorfilmen in dunklen Verliesen, bei klassischen Detektivfilmen im Büro des Detektivs, bei Actionfilme auf der Straße, bei Kriegsfilmen in Schützengräben, bei Pornos in Betten, bei Bollywoodfilme in riesigen Palästen, bei modernen Krimis in Leichenschauhallen, bei bayerische Heimatfilmen auf der Alm, …
  • Requisiten: einen anderen Menschen mit der Kettensäge anzugreifen legt das Genre Horror nah; ein surrendes Lichtschwert deutet auf Weltraumepos; eine schwingende Doppeltür auf Bauchhöhe vermutet man am ehesten im Western-Saloon; Augenklappen erscheinen gerne in Piratenfilmen; … Requisiten können aber auch bestimmte Genres ausschließen. Aktuelle Technik wie Handies oder Computer legen die Handlung auf die Jetztzeit fest und schließen historisierende Genres wie Western aus.
  • Wesen, Tiere: Zombies laufen eigentlich nur durch Horror-Schinken; Geier kreisen gerne über verdurstende Western-Helden; Kühe grasen glücklich auf der heimatlichen Alm; Pferde können vom Westernheld vorm Saloon angebunden oder von der unglücklich verliebten Liebesheldin gefüttert und gestreichelt werden; …
  • Szenen: Das Pistolenduell deutet auf Western; eine Trauung eher auf Romanze; eine übertriebene Präsentation von Alltagsgegenständen sieht schnell nach einer Dauerwerbesendung aus; …

Häufig gespielt

Film

Musik

TV

Siehe auch: Übersicht von Genres

Beispiele für Genre-Spiele

Weblinks

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last update: 2019-11-12
by Guido Boyke
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